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Ein Gespräch mit Sophia Analytis über den Einklang mit sich selber, Intuition und gutes Olivenöl

Sophia gehört zu den Frauen, die mich immer wieder inspirieren und mich daran erinnern, wie wichtig es ist auf meine Intuition zu hören, gut zu mir und meinem Körper zu sein und keine Angst davor zu haben eigene Wege zu gehen. Ich bin so froh, dass ich die 29-jährige Make-up Artistin und Unternehmerin für ein toldme-Interview begeistern konnte und spare mir eine lange Einleitung, denn unser Gespräch spricht für sich. Lange und wunderbar durchdachte Antworten zu den Themen Selbstliebe, Intuition, Gesundheit und Ernährung.

Liebe Sophia, ich kann mich noch so wahnsinnig gut daran erinnern, wie ich dich als Jugendliche auf YouTube entdeckt und damals wahnsinnig viel von dir über Make-up, Farben, Texturen und Auftragtechniken gelernt habe. Ich habe aber nicht nur auf „abonnieren“ geklickt, weil ich das Gefühl hatte, etwas von dir lernen zu können, sondern auch, weil mich deine Positivität durch den Bildschirm erreicht hat. Deine Stimme ist ruhig und gelassen, deine Worte weise gewählt und deine Ausstrahlung unvoreingenommen freundlich. Das begegnet einem, besonders auf YouTube, nicht oft. Stimmt mein Eindruck von dir mit deiner Selbstwahrnehmung überein? 

Sophia:
Danke für die Blumen, liebe Flora. Dass ich dieses Gefühl bei dir auslösen konnte, schätze ich sehr, denn genau das ist meine Intention gewesen, als ich 2010 mit YouTube begann. Ich hatte das Bedürfnis meine Videos mit qualitativem, vielleicht sogar lehrreichem Inhalt zu füllen. Dass ich als Make-up Artist gearbeitet habe, gab mir auch die Versicherung, kein leeres Halbwissen weiterzugeben, sondern meinen Zuschauern mit hilfreichen Tipps und Tricks zur Seite zu stehen.
Ich selbst suche und folge meist Menschen auf Social Media, die positiven und unaufdringlichen Content machen, der mich inspiriert. Mit hyperaktiven Challenges konnte ich noch nie etwas anfangen.
Dein Eindruck von mir stimmt in der Hinsicht mit meiner Selbstwahrnehmung überein, dass ich bewusst entscheide eine positive und ruhige Attitüde an den Tag zu legen. Auch wenn das – leider – nicht alles ist, was mich als Person ausmacht. Selbstzweifel und auch Angststörungen sind, und vorallem waren, die Dämonen in meinem Leben. Von Grund auf ein Optimist, lernte ich damit umzugehen und gut zu mir zu sein. Je ruhiger und entspannter ich mit mir selbst umgehe, desto besser geht es mir. Wenn ich ruhige und entspannte Menschen auf Youtube oder Instagram ansehe, bin ich automatisch auch entspannter.
Ich konnte defintiv vieles von meinen negativen Erlebnissen und Seiten in Positives umwandeln. Ein kleines Paradoxon, das in mir lebt. Aber ja, eingeschätzt hast du mich so, wie ich mit meinen positiven Seiten bin. Und das ist für mich ein großes Kompliment.

Im Laufe der Jahre sind immer mehr grüne Kosmetikprodukte auf deinem Kanal gelandet und die Rezepte, die du vorgestellt hast, waren meist saisonal, sehr gesund und man hat gemerkt, wie sorgsam du deine Zutaten und die Dinge, mit denen du dich umgibst, auswählst. Warst du immer schon so bewusst oder hat sich das im Laufe des Erwachsenwerdens entwickelt? 

Sophia:
Oh Flora, darüber könnte ich Stunden reden, weil mir das Thema Gesundheit so am Herzen liegt. Gesundheit ist ein Fokusthema in meinem Leben. Sowohl die mentale, als auch meine körperliche Gesundheit.
Ich lese und bilde mich tagtäglich über dieses Thema weiter. Wäre studieren etwas für mich gewesen (Grüße von meinem unabgeschlossenem Philosophiestudium!), hätte ich wohl Ernährungswissenschaften studiert. Einer der Gründe, warum mir Gesundheit so wichtig ist, ist weil ich die Autoimmunkrankheit „Hashimoto“ habe und eine ausgewogene Ernährung und mentale Stärkung immens dazu beitragen, wie gut oder schlecht ich mich fühle. Mit 15 bekam ich die Diagnose und war leider zu ignorant zu erkennen, was mir mein Körper eigentlich mit dem Ausbruch der Krankheit sagen wollte.
Ich war wütend und frustriert, dass mein Körper mir so etwas „antut“. Erst knapp sieben Jahre später habe ich angefangen zu verstehen, woher meine Krankheit rührt und wieso sie getriggert wurde. Mittlerweile weiß ich, dass unser Körper uns nichts „antut“. Er tut täglich sein Bestes uns am Leben zu erhalten. Und sendet im Zweifelsfall Signale, die wir nicht überhören sollten.
„In your body is a good place to be“ ist ein Zitat von der wunderbaren Autorin und Künstlerin Beatrix Ost, in dem so viel Wahrheit steckt. Wir haben nur diesen einen Körper, und um diesen gilt es sich zu kümmern. Unsere Aufgabe ist es, die Zeichen zu lesen. Zuhören, wenn der Körper uns zuflüstert, nicht erst wenn er schreit.
Es ist so wichtig uns mit Gesundem zu umgeben. Damit meine ich nicht nur eine pflanzenbasierende Ernährung, sondern auch gesunde Beziehungen, auch zu sich selbst, und Lebensumstände. Nach und nach die Toxine aus dem Leben entfernen. So fand ich auch den Weg zur grünen Kosmetik.
Als ich vor knapp über einem Jahr von meiner Endokrinologin die Nachricht bekommen habe, dass meine Werte super sind, sie mich sogar fragte, wie ich das mache und ich in Zukunft auch ohne Tabletten auskommen kann, hat mir das bestätigt, dass man sein eigener bester Heiler seien kann. Das war jetzt ein wenig weit ausgeholt, ist aber der Grund, warum ich bin, wer ich bin und esse, was ich esse. Dazu habe ich in meiner Schwangerschaft auch ein Video gemacht.
Es ist ein Prozess und ich lerne immer wieder neu dazu. So wie eben auch bei grüner Kosmetik. Ich habe fünf Jahre für MAC gearbeitet. Un-grüner geht es eigentlich gar nicht. Verstehe mich nicht falsch, ich habe meine Zeit dort geliebt. So viel gelernt, so viele Menschen kennengelernt, so viele Kunden gehabt, denen ich helfen konnte. Neben dem kreativen Ventil, dass mir Makeup bot, war meine Akne ein Grund, warum ich mich überhaupt für Make-up und die verbundenen Techniken interessierte. Hier haben wir wieder ein gutes Beispiel von „aus Negativ mach Positiv“.
Irgendwann habe ich die Zusammenhänge zwischen meiner Akne und den Produkten die ich auf meine Haut lasse und die schlussendlich in meinen Körper gelangen gesehen. Ich fing an bewusster über Inhaltsstoffe zu recherchieren und ersetzte meine Foundation durch die grüne Variante. Mir wurde bald klar: Den Job den ich gerade mache, kann und möchte ich so nicht weiterführen. Da mir sowieso schon andere Pläne in meinem Kopf herumschwirrten kündigte ich kurzer Hand meinen Job bei MAC.
Mit „Dingen mit denen ich mit umgebe“ bin ich schon immer recht bewusst umgegangen. Ich zähle jetzt einfach auch mal Menschen zu Dingen. Wann immer ich mich unwohl gefühlt habe, Menschenmassen, Parties, bad dates…habe ich mich relativ schnell aus der Situation zurückgezogen, da ich verwunderlicher Weise immer körperlich darauf reagiert habe. Zum Beispiel mit plötzlichen Kopfschmerzen während eines Gesprächs mit einem mir gänzlich unsympathischen Menschen.
„Hoffnung ist das Gefühl, dass das Gefühl das du hast nicht ewig dauert.“ Ein Zitat von Jean Kerr, das zwar negativ klingt, mir aber immer zur Seite steht, wenn ich ein unangenehmes Gefühl überdauern muss oder musste und mich darin bestärkt, dass es mir frei steht mich aus negativen Situationen zurückzuziehen.

Immer wieder ist mir aufgefallen, dass du betonst auf den eigenen Körper zu hören. Weder deine Tutorials, noch deine Kochvideos sind dogmatisch. Es gibt keine eindeutigen Maßangaben, keine festen Vorschriften, eher den Appell an die eigenen Intuition. Deutlich ist das in deinem aktuellsten Video geworden, in dem du über die Geburt deines Kindes sprichst.
Als ich mir das Video ansah, ist mir bewusst geworden, wie gut du dich selber kennst und dass du auf deine eigene Stimme, auf deinen eigenen Körper hörst. Egal, was Ratgeber sagen. Eigentlich ist das ja ganz natürlich, aber ich habe das Gefühl, dass unsere Generation es nach und nach verlernt hat auf genau das, auf sich selber, zu hören und zu vertrauen.

Sophia: Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen die Gabe besitzen im Einklang mit unserem Körper zu leben. Verlernt, entmutigt oder abgelenkt zu sein, wenn unser Körper nach Hilfe ruft – das vielleicht schon.
Mehr und mehr beobachte ich den Trend, der sich auf das Besinnen auf sich selbst und den Körper bezieht, was ich als sehr positiv empfinde und ich hoffe natürlich sehr, dass dieser „Trend“ einen wertvollen Platz findet in unserer harschen Leistungsgesellschaft. Ich glaube, dass unsere Generation Y sich mehr Raum gibt, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen und versucht Prioritäten so zu setzen, um ein gutes Leben zu führen. Zumindest wünsche ich mir das für jeden einzelnen von uns.
Mir war es schon immer wichtig Freiheiten zu lassen: Sei es in Beziehungen oder in der Art und Weise, wie ich koche oder schminke. Sich eingeengt fühlen kreiert Spannungen und Blockaden. Ich gebe ungern präzise Anleitungen, weil ich sie selbst nicht so gern einhalte. Ich lasse mich inspirieren und setze es auf meine Art um. Wie du schon sagtest, bringe ich alles gerne undogmatisch rüber. Lasse Raum für eigene Ideen.
Im Bezug auf die Geburt meiner Tochter, wollte ich niemanden im Raum haben, der mir im intensivsten Moment meines Lebens sagt wie mein Körper zu funktionieren hat. Ich wollte auf die Natur und auf mich vertrauen. Wie du so schön sagtes: An die Intuition appellieren.
Zu keinem Zeitpunkt haben mich Angst, Panik oder Selbstzweifel übermannt. Zu keinem Zeitpunkt war ich mehr „eins“ mit meinem Körper als zu diesem.
Manchmal wünschte ich, ich könnte genau dieses Mind-Set auf alle meine Unternehmungen und Projekte applizieren. Aber das ist noch ein Prozess. Und das ist vielleicht auch ganz gut so.

Neben der Geburt eures Kindes ist noch etwas spannendes in diesem Jahr passiert! Ihr habt eure eigene Olivenöl Marke „Matia Mou“ gelauncht und verkauft in dem gleichnamigen Onlineshop Olivenöl, das auf der Insel Kefalonia produziert wird. Was und wer steckt hinter der Idee, der Produktion sowie dem Vertrieb des Öls? In der Vergangenheit hast du deine Follower mehrfach mit zu deinen Verwandten in Griechenland genommen, deswegen gehe ich davon aus, dass es sich um einen Familientrieb handelt?

Sophia: Wir sind durch und durch ein Familienbetrieb. Mein Onkel und meine Großeltern leben auf der griechischen Insel Kefalonia und ernten jeden November die reifen Oliven. Vor Ort wird das Olivenöl in Kaltpressung hergestellt und abgefüllt. Mein Onkel fährt das Olivenöl nach Deutschland und dann geht es bei uns weiter.
Hier in Berlin haben mein Freund und ich unseren kleinen Showroom und unser Büro. Wir kümmern uns dort um das Design, die Etikettierung, das Branding, die Website, um Social Media und natürlich um den Versand. Mit einem sieben Monate alten Baby ist all das manchmal nicht ganz leicht, aber es ist nun schon so viele Jahre unser Anliegen, diese Idee „Matia Mou“ umzusetzen.
Ich bin mit unserem Olivenöl aufgewachsen und weiß, wie gutes Olivenöl schmecken muss. Von Freunden werde ich oft „liebevoll“ als Olivenöl-Snob bezeichnet.
Glaub mir, es gibt nicht viele gute Olivenöle auf dem Markt. Gerne pantschen große Firmen und mischen billige Öle dazu. Das entwertet natürlich auch die gesundheitlichen Vorzüge, die kaltgepresstes natives Olivenöl hat. Aus guten Fetten werden dann leider schnell schlechte. Dass nun so viele in den Genuss unseres reinen Olivenöls kommen können, freut mich ungemein. So können wir bald alle zu Olivenöl-Snobs werden.

Wie war der Weg in die Selbstständigkeit, wie lange habt ihr den Launch vorbereitet? 

Sophia: Die Idee hatten wir schon vor circa fünf Jahren, aber wie es mit dem Weg in die Selbstständigkeit ist, müssen einige Dinge in Bewegung gesetzt werden. Und das kann manchmal dauern. Der Wunsch der Umsetzung wurde in den letzten zwei Jahren immer lauter, und auch der der Selbstbestimmung. Der Launch hat ungefähr ein Jahr und eine Schwangerschaft gedauert. Ich bin gerne mein eigener Chef und funktioniere und leiste so auch effektiver. Gerade weil ich etwas tue, für das ich Leidenschaft hege.
Wir sind noch ganz am Anfang. Wir machen Fehler und lernen daraus. Wir hatten schon kleine Erfolge und sind durch diese motiviert. Es ist ein Prozess, ein Weg. Wir freuen uns auf das was kommt. Es wird auch nicht nur bei Olivenöl bleiben. Wir stellen auf der Insel auch ganz traumhaften Rotwein her. Auch für meine Liebe zur grünen Kosmetik und Make-up sind ein paar aufregende Dinge in Planung. Auf das Gute warten und dafür arbeiten, das ist unsere Devise. Passend dazu ende ich  unser Gespräch mit einem Zitat, der wohl berühmtesten Millennial Poetin Rupi Kaur:

Entdeckt das Olivenöl von Matia Mou
Sophia auf Instagram und YouTube  

Redaktioneller Inhalt, freiwillige Verlinkung 
Bilder: Sophia Analytis 

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1 Comment

  • Alissa says: Dezember 12, 2018 at 9:01 pm

    Sehr schönes Interview, auch wenn ich nicht ganz unvoreingenommen bin, da ich Sophia schon länger verfolge und ganz toll finde 🙂 Und das Olivenöl ist ein Genuss, nicht zu vergleichen mit denen die ich bisher aus dem Supermarkt kenne. LG

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