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Ein Gespräch mit den Gründern von Two Bold über Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein

Désirée und Robin Wübbolt sind nicht nur Geschwister, sondern auch Kollegen und die kreativen Köpfe hinter Two Bold. Beide haben Produktdesign in Holland studiert und sich im vergangenen Herbst zusammen selbstständig gemacht – eine mutige Entscheidung, denn die Wenigsten wagen vor ihrem 30. Geburtstag den Schritt in die Selbstständigkeit. Two Bold ist eine Designmanufaktur, die nachhaltige und durchdachte Designs produziert und in Interaktion mit ihren Kunden tritt. Désirée und Robin Wübbolt wollen Design erlebbar und individuell machen und setzen bei der Produktion auf die Stärkung regionaler Unternehmer.
Für toldme habe ich mit den beiden über Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein gesprochen, denn ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist zu seinem ganz eigenen beruflichen Weg zu stehen und eine Selbstverständlichkeit gegenüber dem eigenen Tun zu entwickeln.

Wie ist Two Bold entstanden? Wusstet Ihr schon lange, dass Ihr euch direkt nach dem Studium selbstständig machen wollt?
Désirée Wübbolt: Ich wusste relativ früh, dass ich irgendwann selbstständig arbeiten will, aber das ist doch alles schneller passiert, als gedacht. Ich hatte damit gerechnet, dass ich vielleicht mit Anfang 40 an diesem Punkt stehe, nachdem ich viele Erfahrung in anderen Unternehmen gesammelt habe. Wir haben Two Bold 2017 gegründet, weil wir an unsere Designs und unsere Ideen glauben. Die ersten Produkte haben wir in den vergangen Jahren über Etsy verkauft, das hat 2014 angefangen. In dieser Zeit haben wir schon viel über die Selbstständigkeit gelernt und unsere Produkte weiterentwickelt.
Robin Wübbolt: Wir haben beide einige Praktika während unserer Studienzeit gemacht und während dieser Zeit gemerkt, dass die Designbranche oft nicht nach unseren Vorstellungen funktioniert. Es geht oft um Wettbewerbe, viel heiße Luft – dazu hatte ich keine Lust. 

Ich habe leider immer wieder die Erfahrung gemacht, dass man auf dem Weg in die Selbstständigkeit auf viele Skeptiker trifft. Kritische Nachfragen gibt es unaufhörlich, aber ganz selten Sätze, wie „Toll, dass du Deinen eigenen Weg gehst“, oder „Mutig, ich drücke Dir die Daumen!“ Das finde ich schade und das kratzt am Selbstbewusstsein. Habt Ihr diese Erfahrung auch gemacht?
Désirée Wübbolt:  Absolut, ich weiss genau, was Du meinst. Bei manchen Menschen habe ich sogar den Eindruck, sie warten nur darauf, dass man scheitert. Ich finde es schwierig damit umzugehen und so ein gesundes Selbstbewusstsein seiner Selbstständigkeit, seiner Marke gegenüber zu entwickeln. Wir sind keine Marketing-Exeperten und wissen nicht genau, wie man ein Image, eine Marke aufbaut. Wir sind gerade dabei unsere Social Media Kanäle bewusster zu pflegen und unseren Kunden einen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Durch ein Coaching und den Austausch mit anderen Unternehmern haben wir gelernt, dass wir viel offensiver mit Two Bold umgehen müssen. Zu viel Understatement bringt einen nicht weiter. Bis jetzt tragen unsere Produkte noch nicht mal unser Logo. Das müssen wir dringend ändern und daran arbeiten wir im Moment. 


Ich habe eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, bis ich offen und stolz sagen konnte „Ich bin freie Journalistin und außerdem auch Bloggerin“ –  man hat in diesen Situationen Angst wieder in einen Rechtfertigungszwang zu kommen oder überflüssige Fragen beantworten zu müssen. Die Gesellschaft feiert dich erst, wenn du Umsatz machst. Auf der anderen Seite finde ich eine gewisse Schüchternheit im Umgang mit seinem Beruf auch sympathisch.
Désirée Wübbolt: Das stimmt. Ich kann jedem, der sich selbstständig macht, empfehlen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Networking kostet zwar Zeit und ist oft nervenaufreibend, besonders für schüchterne Menschen, aber es hilft ungemein. Wir haben in unserem Business-Netzwerk gelernt uns selber und Two Bold vorzustellen und unsere Marke stolz zu vertreten. Diese Erfahrung war notwendig. 
Robin Wübbolt: Ich habe in den letzten Monaten immer wieder beobachtet, wie weit Menschen kommen, die sich vernetzen und ihr Wissen regelmäßig mit anderen austauschen. Das bringt die eigene Marke voran. Als wir Two Bold gründeten, haben wir gleichzeitig viele freie Aufträge angenommen. Diese Zeit hätte ich rückblickend lieber in die Entwicklung von Two Bold gesteckt. Wer frei arbeitet, trifft nämlich nicht nur auf Skeptiker, sondern auch auf Menschen, die deine Dienstleistung „mal eben so für 50 Euro“ einkaufen wollen. Es ist ein ständiger Kampf Wertschätzung für deine Arbeit zu finden und dafür ist Selbstbewusstsein wirklich unerlässlich. 

Eure Produkte zeichnen sich durch ihre klaren Linien und hochwertige Materialien aus. In welchem Prozesse entstehen die tollen Leuchten, Möbel und Wohnaccessoires?
Robin Wübbolt: Die meisten Elemente unserer Produkte fertigen wir selber und haben deswegen auch direkt im ersten Geschäftsjahr eigene Maschinen, wie eine Poliermaschine oder eine Ledernähmaschine angeschafft. Das waren für uns große Investitionen. Elemente, die wir nicht selber anfertigen können, geben wir an regionale Unternehmer weiter, um die lokale Wirtschaft zu stärken. Toll ist, dass unsere Kabelsätze in Zukunft von den Mitgliedern einer Behindertenwerkstatt in unserer Nähe zusammengestellt werden. Diese Kooperation ist zum Beispiel auch durch unser Business-Netzwerk entstanden. Wir hatten schon lange den Wunsch mit Menschen mit Handicap zusammenzuarbeiten, wussten aber nicht, wie man am besten Kontakt aufnimmt – dazu ist networking da.
Désirée Wübbolt: Immer wichtiger wird außerdem der Austausch mit unseren Kunden. Unsere Vasen und Leuchten soll man sich in Zukunft selber zusammenstellen können. Konkret bedeutet das den passenden Ring für das Betonelement auszusuchen. Neben den Kupfer, – Aluminium – oder Messingoptionen wird es auch bald Ledervarianten geben. Es gibt die Option mit eigenen DIY-Fähigkeiten unsere Produkte frei zu interpretieren. Zum Beispiel in Form von individuellen Tischplatten oder einem Blanko-Ring, der sich bekleben lässt.
Wir planen auch Workshops für unsere Kunden, in denen wir Produkte zusammen herstellen können. Ziel ist es, den Kunden so stark wie möglich in den Herstellungsprozess einzubinden, damit er sich mit seinem neuen Wohnaccessoire identifizieren kann und es im besten Fall ein Gegenstand ist, der ihn durch sein Leben begleitet. 

Two Bold auf Instagram 

Text: Flora Treiber
Bilder: Flora Treiber und Two Bold 

Redaktioneller Inhalt. Freiwillige Markennennung und Verlinkung 

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13 Comments

  • Lena says: Oktober 24, 2018 at 8:13 am

    Tolles Interview, Flora. Mit super schönen Bildern.

    Du hast sehr sympathische Fragen gestellt und die Vasen und Lampen sind ja mal mega schön. Danke dass du uns diese tolle Designer vorgestellt hast.

    Reply
    • Flora says: Oktober 24, 2018 at 8:14 am

      Danke, Lena <3

      Reply
  • Lars says: Oktober 24, 2018 at 12:45 pm

    Richtig gutes Interview

    Reply
    • Flora says: Oktober 24, 2018 at 4:56 pm

      Merci!

      Reply
  • Inga says: Oktober 24, 2018 at 4:55 pm

    Wo kann man die Sachen denn kaufen?

    Reply
    • Flora says: Oktober 24, 2018 at 4:56 pm

      Hey Inga, die Designs kann man unter twobold.de kaufen – ich habe den Shop aber auch im ersten Satz des Artikels verlinkt 🙂

      Reply
  • Lara says: Oktober 25, 2018 at 9:26 am

    Die beiden wirken sympathisch!

    Reply
    • Flora says: Oktober 25, 2018 at 9:27 am

      Das kann ich nur bestätigen!

      Reply
  • Jochen says: Oktober 27, 2018 at 5:44 pm

    Die beiden SIND symphatisch, sehr symphatisch 🙂

    Reply
    • Flora says: Oktober 28, 2018 at 8:59 pm

      So true <3

      Reply
  • Ilse says: Oktober 28, 2018 at 4:07 pm

    Die beiden sind nicht nur sehr sympathisch, sondern auch sehr kreativ!
    Schaut euch die tollen Produkte auf der Homepage an, ich bin total begeistert!

    Reply
    • Flora says: Oktober 28, 2018 at 9:00 pm

      Oh ja, die Produkte sind wunderschön!

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  • Andreas says: Mai 12, 2019 at 5:49 pm

    Hallo Flora,
    danke für das spannende Interview! Einiges konnte ich sehr gut nachvollziehen. Insbesondere die Reaktion der näheren Umgebung darauf, wenn man selbstständig anfängt. Besonders von einem Teil meiner Familie habe ich da überhaupt keine Unterstützung erhalten, was sehr anstrengend ist. Später, wenn es dann läuft, kommen sie auf dich zu. Ich denke, hier ist das Hauptproblem der Neid. Schließlich wagen es nur wenige, so etwas zu beginnen, den Mut zu haben, und dann erfolgreich zu werden…. das sehen andere selten gern, die es nicht schaffen aus der Komfortzone auszubrechen…

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