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Meine aktuelle Leseliste | Sommer 2019

So viele von euch haben sich einen neuen literarischen Blogeintrag von mir gewünscht und endlich habe ich wieder den Kopf, um mir Gedanken über meine Sommer Lektüre 2019 zu machen. Ich habe einige neue Bücher geschenkt und zugeschickt bekommen, mich durch die Bücherschränke in meiner Stadt gewühlt und mir das ein oder andere Buch gekauft, sodass meine Vorfreude auf lesereiche Abende und Urlaube riesig ist und ich euch heute sechs Bücher vorstelle, die aktuell auf meiner Leseliste stehen.
Diese Bücher werde ich in den kommenden Wochen versuchen zu lesen und habe mich bereits jetzt mit den Handlungen und Autoren beschäftigt, um euch die Bücher so treffend wie möglich vorzustellen.

„Die Wahrheit über das Lügen – Zehn Geschichten“ *

von Benedict Wells 

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich den Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells gelesen und mich nach einigen Sätzen in den Schreibstil des jungen deutschen Autors verliebt, der wohl einer der bedeutendsten Nachwuchsautoren des Landes ist. Wer mit Anfang 20 einen Vertrag mit dem Diogenes Verlag in Zürich schließt, muss etwas, ach was, muss viel richtig machen. Benedict Wells ist die Hoffnung einer Generation oder die Erfüllung ihrer Träume und umso mehr freue ich mich darauf mit seinen zehn Geschichten „Die Wahrheit über das Lügen“ am Strand zu liegen und mich in den Geschichten zu verlieren, die von den großen Fragen des Lebens handeln.
Existenzielle Entscheidungen, die Schwierigkeiten einer neuen Heimat und eine Reise in die 20er Jahre erwarten uns, wenn wir uns für die Geschichten von Benedict Wells entscheiden und für diejenigen, die „Vom Ende der Einsamkeit“ gelesen haben, gibt es ein Wiedersehen.
Ich erwarte traurige, schöne und lustige Momente, ein Wechselbad der Gefühle, eingebettet in die deutsche Sprache mit all ihren Feinheiten und ihrer Schönheit.

„Die kleinen Widrigkeiten des Lebens – Stories“ *

von Grace Paley 

Ja, ich liebe New York und das würde ich am liebsten jedem auf die Nase binden, den ich kennenlerne, denn wenn ich von New York erzähle, kann ich mich begeistern, sprühe vor Energie und verstricke mich in all den fabelhaften Erinnerungen, die ich im Bezug auf die Stadt gesammelt habe. Die Chance zu ergreifen und mit der Nase im Buch zurück in meine Traumstadt zu reisen, macht nur Sinn und deswegen will ich die Welt von Grace Paley entdecken. Sie ist mit ihren Eltern 1922 nach New York eingewandert und war als junge Frau in der Frauen – und Bürgerrechtsbewegung der Stadt, des Landes, aktiv. Ihre Protagonistinnen sind starke, freche, moralische Menschen. In „Die kleinen Widrigkeiten des Lebens“ schreibt Grace Paley von diesen Frauen und Mädchen, die sich in der großen Stadt behaupten wollen. Es geht um scharfe Mundwerke, allein kämpfende Mütter, einsame Wölfe und um wilde Kinder. Grace Paley ist eine wichtige literarische Wiederentdeckung, weil sie eine wichtige Autorin für die Kunst der amerikanischen Kurzgeschichten war und deswegen genau in mein Beuteschema passt. Ich freue mich darauf!

„Mit der Flut“

von Agnes Krup

Agnes Krup habe ich zum ersten Mal wahrgenommen, als ich „Mit der Flut“ ausgepackt habe. Wenn meine Mutter mir ein Buch schenkt, kann ich allerdings davon ausgehen, dass es sich um einen Volltreffer handelt, denn sie hat eine Spürnase in Sachen Neuerscheinungen. „Mit der Flut“ ist der Debütroman der Autorenagentin, die in Hamburg geboren ist und seit Jahrzehnten in New York lebt. Diese beiden Städte spielen auch in dem Roman eine entscheidende Rolle.
Paul ist im Hamburger Stadtteil Finkenwerder geboren. Dort wird Obst angebaut, die Verhältnisse sind einfach. Im jugendlichen Alter, im Jahr 1923, macht er sich als blinder Passagier auf nach New York. Seine Träume sind groß. Ab dem Zeitpunkt, an dem er an Bord des Überseedampfers „Hansa“ geht, fängt das Abenteuer an, das ihn erst nach Amerika und dann wieder zurück nach Hamburg führt. Ich erhoffe mir von dem Roman nicht nur das Kennenlernen von Paul und seiner Liebe Antonia, die er in Amerika kennenlernt, sondern auch einen Einblick in die Zeit um 1923. Es wird interessant die beiden Städte, New York und Hamburg, zeitgleich kennenzulernen und den Vergleich zwischen den Gesellschaften, der Wirtschaft und den Auswirkungen des Krieges zu ziehen.

„Manhattan Transfer“

von John Dos Passos

John Dos Passos zu entdecken habe ich mir schon so lange vorgenommen und als ich vor einigen Wochen durch das Wuppertaler Luisenviertel schlenderte und an dem Bücherschrank Halt machte, ist mir sein Meisterwerk „Manhattan Transfer“ in die Hände gefallen. Die zerlesene Ausgabe scheint schon viel erlebt zu haben und das war für mich das richtige Zeichen, um selber nach diesem Buch zu greifen und den Autor kennenzulernen, der neben Hemingway und Fitzgerald die Moderne der Literaturgeschichte maßgeblich geprägt hat. „Manhattan Transfer“ ist 1925 erschienen und nach einem Umsteigebahnhof in New Jersey benannt. John Dos Passos zeichnet in dem Roman den wilden Großstadtdschungel New Yorks und macht, für seine Zeit, etwas ganz Besonderes. In seinem Erfolgsroman gibt es keine stringente Handlung, sondern flüchtige, mal intensivere Einblicke in mehrere Leben und Lebensformen. Das Buch zeichnet sich außerdem durch seinen einmaligen Aufbau aus, denn die Kapitelüberschriften, denen eine kurze Einleitung folgt, geben das Thema eines jeden Einblicks prägnant bekannt. John Dos Passos stellt damit eine Kunst ins Zentrum seines Werkes, die mein Deutschlehrer meinen Mitschülern und mir versucht hat beizubringen: Ein Thema benennen und das in Abgrenzung zu dem Inhalt eines Textes. Thema und Inhalt sind also zwei verschiedenen Dinge – allein diese Erkenntnis ist für einige Leser sicherlich ganz neu und hilfreich.
Ich freue mich auf den amerikanischen Schriftsteller und die mächtige Stadt New York, die in „Manhattan Transfer“ ein Eigenleben mit eigener Autorität entwickelt.

„Das Schlangenmaul“ * 

von Jörg Fauser

Jörg Fauser war ein deutscher Schriftsteller und Journalist, der viel zu früh gestorben ist und meiner Meinung nach nie richtig zum Zug gekommen ist, wenn man das so sagen kann. Seine Bücher sind, zumindest nach meinem Empfinden, nach wie vor ein Geheimtipp. Sein Roman „Rohstoff“ habe ich vor einigen Jahren, irgendwann mit Anfang 20 gelesen, und war begeistert von der klaren Sicht und der dazugehörigen Sprache. Nun wage ich mich mit „Das Schlangenmaul“ an einen Kriminalroman, der sich um Heinz Harder, einen abgebrannten Schreiber, dreht. Er schaltet, getrieben von Geldnot und Langeweile, eine Annonce in der Zeitung, in der er sich als „Bergungsexperte für außergewöhnliche Fälle“ anbietet. Schnell gerät Heinz Harder in dubiose Machenschaften. Jörg Fauser beschreibt die dunklen und gefährlichen Ecken Berlins und genau das kann er. Das deutsche Großstadtmilieu ist Jörg Fausers Spezialgebiet und das Stichwort „Milieu“ ist für eine Soziologin immer ein interessantes, denn der Begriff stammt aus genau dieser Fachrichtung. Einblicke in ein Milieu, also in ein soziales Umfeld, begeistern mich.
Wer Jörg Fauser liest, kann sich auf eine raue klare Sprache freuen.

„Die Liebe im Ernstfall“ *

von Daniela Krien

„Die Liebe im Ernstfall“ wird mir hoffentlich neue Erkenntnisse über einen Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands geben. Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde erleben als Kinder und Jugendliche den Fall der Mauer im Jahr 1989. Grenzen und Beschränkungen werden durch eine neu gewonnene Freiheit abgelöst und damit verändern sich die Möglichkeiten der jungen Frauen, die mit diesen neu gewonnen Chancen unterschiedlich umgehen. Freiheit bedeutet wählen zu müssen. Der Zwang Entscheidungen zu treffen, stellt die Frauen vor neue Probleme, die der Generation ihrer Eltern fremd waren und genau diese Thematik hat mein Interesse für „Die Liebe im Ernstfall“ geweckt, denn auch meine Generation ist immer wieder dem Druck der Unendlichkeit ausgesetzt. Uns stehen alle Türen offen, wir können und müssen uns für einen Beruf, eine Lebensform, eine Liebesform, einen Lebensstil entscheiden – alles ist möglich, variabel, selbst zu gestalten. Die klar strukturierten Biografien unserer Großeltern haben andere Probleme und Hürden mit sich gebracht und unsere Freiheit zur Wahl bringt ebenso, nur andere, Probleme mit sich. Ich hoffe durch Daniela Krien also nicht nur einen Einblick in den Wandel Deutschlands zu erlangen, sondern auch in die gerade beschriebenen Herausforderungen.

Redaktioneller Inhalt 

 * Bücher, die mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurden 

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