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Meine Leseliste für den Frühling 2017

Mehr Lesen. Das ist ein Vorhaben, das jeden Monat durch meinen Kopf schwirrt und eigentlich ist das ja auch klar, weil zu viel lesen kann man vermutlich nicht. Meine Leseliste für den Frühling widmet sich den Büchern, die schon seit einer Weile in meinem Bücherregal darauf warten endlich von mir verschlungen und von Ort zu Ort getragen zu werden. Ich glaube Bücher wollen entdeckt werden. Im Frühling kann ich dann endlich wieder an der frischen Luft lesen, während die Blätter an den Bäumen größer werden und die Vögel ihren Nachwuchs großziehen. Eine schöne Zeit des Jahres.

Meine aktuelle Leseliste

„Wie ich mir das Glück vorstelle“ ist der erste Roman von Martin Kordić. Ich habe es im Winter endlich geschafft mir den Roman zu besorgen und ihn dann, in einer relativ schlaflosen Nacht an einem Stück ausgelesen. Diesen traurigen, aber aus meiner Perspektive hoffnungsvollen Roman, lege ich euch für eure Leseliste ans Herz. Die Geschichte von Viktor spielt in einer ruhelosen Zeit, die dem Jungen keine Chance gibt, sich der Konfrontation mit der Wirklichkeit zu entziehen. Die erschütternde Realität, von Krieg, Trennung und Armut gekennzeichnet, fängt Viktor auf seine ganz eigene Art auf. Er führt Listen, schreibt Geschichten und findet ungewöhnliche Wege für die Verarbeitung seines zähen Lebens. Kordić macht Viktors Stimme in kurzen, präzisen Sätzen hörbar, versetzt den Leser in die Lage des machtlosen Kindes und gibt Sprache die Kraft helle, manchmal sogar lächelnde Räume, in einer verwüsteten Lebenswelt zu erwecken. Ein eigenartiges Buch. Aber im wirklich besten Sinne.

„Das mit den Geschichten fängt damit an, dass mir kotzübel ist. Ich bin verliebt.“ 

Mein Vater hat mich am letzten Weihnachtsfest mit vielen, vielen Werken von und über Dylan Thomas versorgt. Hoffentlich nicht, weil Dylan Thomas sich eine lange Zeit seines jungen Erwachsenseins, genau wie ich, der Arbeit bei einer Tageszeitung gewidmet und danach, nicht wie ich, dem Alkohol verfallen ist, sondern wahrscheinlich viel mehr, weil er schöne Dinge geschrieben hat. Neben Essays und Kurzgeschichte auch Liebesbriefe, die ich mir als erstes vorknöpfen werde. Nichts erleichtert den Zugang zu einem neuen Autoren mehr als ausgewählte Liebesbriefe. Die von Dylan Thomas, die selbstverständlich nicht nur an eine einzige Frau gingen und aus den unterschiedlichsten Städten ihren Weg zu ihren Empfängerinnen fanden, sind voller Leidenschaft und Poesie.
„Nach Feierabend“ steht schon viel zu lange ungelesen in meinem Regal. Eigentlich komisch, denn auf dieses Buch habe ich mich lange gefreut. Vermutlich, weil es nichts amüsanteres gibt, als einen Blick in die Privatsphäre von Kollegen, vermeintlich harmlosen Menschen, zu werfen. Der Roman von Kathrin Spoerr und Britta Stuff macht genau das, den Blick hinter die Kulissen, zum Handlungsgegenstand. Es geht um heimliche Leidenschaften, Abgründe und Geheimnisse. Ich freue mich sehr auf dieses Buch.
Ganz neu in meinem Regal ist „Scandinavia Dreaming“, ein Bildband über skandinavische Wohnträume und Designs. Neben dem wirklich gelungenen Layout des Buches und den perfekt gestylten Fotos, gibt die Neuerscheinung Einblicke in Gestaltungsideen und ist deswegen eine große Quelle der Inspiration. Die Fotografien sprechen eine offene und moderne Sprache und bilden die Funktionsweisen skandinavischer Designs ab. Ein haptisch und visuell hochwertiges Buch.
Viele von euch wissen, wie sehr ich Carson McCullers verehre. Sie ist eine der besten Autorinnen, die ich bisher entdeckt habe und es wird höchste Zeit etwas mehr über ihr Leben zu erfahren und sie als Privatperson zu entdecken. „Die Ballade vom Wunderkind Carson McCullers“ ist eine einfühlsame und authentische Zeichnung des Lebens der Schriftstellerin und gibt mir Einblicke in ihre Kindheit, ihre ersten Schreibversuche und ihre kreative Schaffenskraft in New York City. Ich liebe es, Biografien über einen Roman, der ein eigenes Kunstwerk für sich ist, zu entdecken. Ich lesen dann also über die Kunst einer Künstlerin in einem anderen Kunstwerk. Ganz wunderbar und sehr, sehr lehrreich – wenn man sich für Carson McCullers und ihr Leben interessiert.

Leseliste

„Wie ich mir das Glück vorstelle“ von Martin Kordić, Hanser Verlag
„Die Liebesbriefe“ von Dylan Thomas, Fischer Verlag

„Nach Feierabend“ von Kathrin Spoerr und Britta Stuff, Dumont Buchverlag 
„Scandinavia Dreaming“, gestalten Verlag*
„Die Ballade vom Wunderkind Carson McCullers“ von Barbara Landes, ebersbach & simon Verlag

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