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Meine Leseliste für den Winter

Ich bin so froh, dass ich mein Lese-Tief überwunden habe und wieder jeden Abend ein paar Seiten lese, anstatt auf Instagram süße Hunde zu entdecken. Wieder mehr zu lesen bedeutet auch, dass meine Leseliste für den Winter angewachsen ist und ich nicht abwarten kann die neuen Bücher, die sich auf meinem Nachttisch stapeln zu lesen. Heute stelle ich euch vier Bücher vor, die es auf meine aktuelle Leseliste geschafft haben und die euch, ganz sicher, auch gefallen werden.

„Die privaten Tagebücher“ *

Von Jane Birkin, Penguin Verlag 

Eigentlich klar, dass Jane Birkin zu den Frauen gehört, die mich inspirieren, denn sie ist charmant, unkonventionell, mutig und herzenswarm. Natürlich ist die Engländerin, die den französischen Stil revolutioniert hat, für ihre Aura bekannt und für die unzähligen Filme, die sie gedreht hat. Die Lieder, die sie zum Leben erweckt hat, haben unfassbar viele Schlagzeilen produziert und sie zu einer lebenden Legende gemacht.
Als ich vor einigen Wochen eine Dokumentation über Jane Birkin auf Arte geguckt habe, ist mein Interesse für die Schauspielerin und Sängerin neu geweckt worden. Insbesondere für ihr Privatleben, denn ihr Leben als Mutter, Ehefrau und sensible Seele, hält Facetten bereit, mit denen ich mich identifizieren kann. Die privaten Tagebücher werden mir einen unfassbar nahen Einblick in ihre Biografie und ihre Gedankenwelt geben und darauf freue ich mich sehr. Warum ich Jane Birkin so mag? Weil sie in allen Interviews einen bescheidenen, verträumten Eindruck macht, ihr Lächeln entfesselt und sie es geschafft hat trotz des Trubels authentisch zu bleiben.
Die privaten Tagebücher, die der Pinguin Verlag veröffentlicht hat, sind in der Zeit zwischen 1957 und 1982 entstanden und wurden in den vergangenen Jahren von Jane Birkin selber kommentiert.  Gerichtet sind ihre Tagebucheinträge an einen Plüschaffen in Jockeykleidung, den sie Munkey nennt. Er hatte Verständnis für ihre schwere Zeit im Internat und ihre Jahre mit John, Serge und Jacques.

„Kaffee und Zigaretten“ *

Von Ferdinand von Schirach, Luchterhand Verlag

Ich muss gestehen, dass „Kaffee und Zigaretten“ das erste Buch seien wird, das ich von Ferdinand von Schirach lesen werde. Obwohl der Jurist und Autor schon einige Werke veröffentlich hat und als einer der besten deutschen Schriftsteller gefeiert wird, habe ich erst jetzt den Weg zu ihm gefunden. Vielleicht, weil es in dem Werk um persönliche Beobachtungen aus seinem Leben geht und ich als Soziologin mich genau dafür interessiere, für Beobachtungen.
Ich bin gespannt von seinen Begegnungen mich Michael Haneke und Imre Kertész zu lesen und zu erfahren, warum er mit 15 Jahren versucht hat sich umzubringen. Weil ich Kafka und Hemingway liebe und Ferdinand von Schirach in zahlreichen Buchbesprechungen, die ich im Vorfeld gelesen habe, mit diesen Helden der Literatur verglichen wird, hat das Buch ebenfalls meine Aufmerksamkeit erregt. Außerdem will ich seine moralischen Ansichten auf Themen, wie den Deutschen Herbst und Rock ’n‘ Roll entdecken. Ich erhoffe mir eine komplexe und anspruchsvolle Lektüre, die mich nachhaltig beeinflussen wird.

„Gespräche mit Freunden“ *

Sally Rooney, Luchterhand Verlag

Ich glaube es war Estee Lalonde, die mich Anfang des Jahres auf Sally Rooney aufmerksam gemacht hat. Irgendwie ist mir die junge Autorin im Laufe der Zeit immer wieder begegnet und der Name ist hängen geblieben. Schnell ist der Eindruck entstanden, dass mir die Stimme aus Irland einiges über das Leben junger Frauen, also über mich selbst, beibringen könnte. Die Romane von Sally Rooney gelten als bissig, witzig und provokant und haken damit einige Kriterien ab, die ich an Literatur schätze.
In „Gespräche mit Freunden“ geht es darum, wie junge Mädchen ein reifes Ehepaar kennenlernen, mit den beiden ins Gespräch kommen und wie sie Freunde werden. Natürlich, das ahnt man an dieser Stelle, bleibt es nicht beim Freundesein und die Protagonistin fühlt sich immer mehr zu dem verheirateten Mann hingezogen. Es entwickelt sich eine neue Handlung um Freundschaft, Liebe und Beziehungen. Es geht um die Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft, um Politik und um Sex. Sally Rooney schreibt am Puls der Zeit und ich glaube ihr Roman wird mich zu einer selbstbewussteren und offeneren Version meiner Selbst machen.

„Ein neues Blau“ 

Von Tom Saller, List Verlag 

Dass meine Mutter einen grandiosen Sinn für Literatur und für mich hat, habe ich euch bereits an anderer Stelle verraten. Sie spürt immer wieder Autoren und Titel auf, die ich noch nicht kenne, aber die womöglich mein Leben oder sagen wir, meine Sicht auf die Literatur, verändern. Gelungen ist ihr das auch dieses Jahr wieder, als sie mir den Roman „Ein neues Blau“ von Tom Saller schenkte.
„Ein neues Blau“ erzählt die Geschichte einer unkonventionellen Kindheit und Jugend in Berlin und der Sehnsucht nach Amerika. Lili wächst in den 30er-Jahren auf und trifft, einem Zufall geschuldet, Alice und Günther, die sie in die Welt des königlichen Porzellans entführen und ihr in ihrer eigenen Manufaktur die hohe Kunst des Porzellans zeigen. Als die Nationalsozialisten die Macht über Berlin ergreifen, flüchtet Lili aus Berlin. Was Lili in den vergangenen 50 Jahre erlebt hat, will sie eigentlich mit niemandem teilen, aber Anja, eine junge Frau, schafft es, dass sich die von der Porzellan-Welt verzauberte Frau öffnet. Zurück in Berlin weiht Lili die neugierige Anna in ihre Geheimnisse ein.
Soweit ich es einschätzen kann, handelt es sich bei diesem Roman um eine sehr sensible Geschichte, die den Blick auf eine ungewöhnliche Lebensgeschichte richtet und der Zeit des Nationalsozialismus einen anderen, neuen Hintergrund gibt. Dieses wichtige Stück Zeitgeschichte aus einem völlig anderem Blickwinkel zu erleben, wird mir sicherlich Freude bereiten. Und vielleicht liebe ich nach dieser Lektüre das Porzellan, das ich besitze, noch ein bisschen mehr.

Redaktioneller Inhalt 

 * Bücher, die mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurden 

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