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Meine Leseliste für den Frühling

Wer ein Buch aufschlägt, reist in fremde Länder, neue Gedankenwelten, andersartige Gesellschaften und Zeitalter. Im Frühling sind wieder einige Bücher auf meinem Schreibtisch gelandet, die ich in den kommenden Wochen gerne lesen möchte oder bereits gelesen habe. Meine Leseliste für den Frühling stellt euch vier Neuerscheinungen vor, die ich alle mit Bedacht ausgewählt habe. Wie immer habe ich die Bücher aufgespürt, die im Zusammenhang mit meinen Lieblingsautoren, Feinfühligkeit und einer Portion Glamour stehen. Was lest ihr in diesem Frühling?

Die goldenen Jahre des Franz Tausend * 
von Titus Müller 

Blessing Verlag 

Die wahre Geschichte um das Leben von Franz Tausend hat mich irgendwie schon immer fasziniert. Das liegt wahrscheinlich zum einem an dem spektakulären Namen des Mannes, zum anderen an den vielen Unwägbarkeiten, die seine Biografie zurücklässt. Als der Roman von Titus Müller im Blessing Verlag erschienen ist, bin ich direkt darauf aufmerksam geworden, denn endlich kann ich in das Leben des Alchemisten eintauchen und gleichzeitig in das Deutschland der 1920er Jahre. Titus Müller wird auch in diesem Roman ein Panorama eröffnen, das den Blick auf die Politik und die Gesellschaft dieses Zeitalters freigibt.
Franz Tausend kann, so behauptet er, Gold in großen Mengen herstellen und tritt mit diesem vordergründigen Talent in der Mitte der 20er Jahre, schneidig und charmant, in die Gesellschaft ein. Sein Produktionsgeheimnis, streng vertraulich, rüttelt Interessenten aus den rechten Rängen wach, die hoffen durch das Gold von Franz Tausend die Wiederaufrüstung Deutschlands finanzieren zu können. Geblendet von der Hoffnung auf schnellen Reichtum investieren sie in das Versprechen.
In dem Roman von Titus Müller geht es aber nicht nur um Franz Tausend und seine Machenschaften, sondern auch um das Leben des Kommissars Heinrich Ahrndt, der vermutlich, wie es Kommissare gerne sind, gradlinig, unverwüstlich, aber trotzdem sentimental ist. Die Wege dieser beiden Männer kreuzen sich außerdem mit denen von Thomas Mann und Herausgeber Carl von Ossietzky.. Ich hoffe auf vier unterschiedliche Persönlichkeiten, die in einem pulsierenden Roman zusammengeführt werden.

Radio Girls * 
von Sarah-Jane Stratford 

btb Verlag 

Ich muss zugeben, dass mich im Fall von „Radio Girls“ zuerst der Titel und dann das Cover aufmerksam gemacht haben, denn der Name der Journalistin und Autorin Sarah-Jane Stratford war mit vorher kein Begriff. Ihr wisst, dass ich nostalgische Bücher mit glamourösen und schillernden Protagonistinnen liebe und genau diese Aura haben mir Titel und Cover vermittelt. Kennenlernen werde ich bei der Lektüre von „Radio Girls“ die junge Amerikanerin Maisie, die 1926, im aufstrebenden Nachkriegs-London, bei dem Radiosender BBC anheuert. Die Atmosphäre der Großstadt und die anderen klugen und aufstrebenden Journalistinnen ziehen sie in ihren Bann. Maisie trifft ihre Mentorin Hilda Matheson mit der sie auf eine schockierende Verschwörung stößt. Die Frauen werden im Verlauf von „Radio Girls“ entdecken, wie tief man als Journalist manchmal für die Wahrheit graben muss. Ich erhoffe mir in dem Roman nicht nur Einblicke in ihre Arbeit, sondern auch in den Betrieb eines Radiosenders. Nach dem Roman von Titus Müller wird es außerdem spannend einen Vergleich zwischen dem Berlin und dem London der 20er-Jahre ziehen zu können.

Eine Deutschlandreise *
von Thomas Wolfe

Manesse Verlag 

Oh, ich liebe Thomas Wolfe so sehr und war so froh, als „Eine Deutschlandreise“ veröffentlicht wurde. „Schau heimwärts, Engel!“ oder „Die Party bei den Jacks“ habe ich verschlungen und auch hier, auf meinem Blog, habe ich schon mehrfach von Thomas Wolfe, seinen Sittengemälden und seinem Gespür für Gesellschaften geschwärmt. Thomas Wolfe schreibt, wie ich es liebe und gehört auf die Liste meiner Lieblingsautoren. Als das Rezensionsexemplar des Manesse Verlags in meinem Briefkasten gelandet ist, habe ich alles stehen und liegen lassen und mich mit den Aufzeichnungen auf meine Couch gesetzt.
„Eine Deutschlandreise“ besteht aus drei Geschichten, Artikeln und Aufzeichnungen, die Thomas Wolfe auf seinen Reisen durch Deutschland verfasst hat. Der Literaturwissenschaftler Oliver Lubrich hat diese Fundstücke, gepaart mit einigen Fotografien, für die Neuerscheinung zusammengestellt und mir damit ein neues Stück Thomas Wolfe geschenkt. „Eine Deutschlandreise“ vereint also literarische Texte mit Zeitdokumentationen sowie persönlichen Eindrücken. Zusammenhängend und an einem Stück gelesen zeichnet Thomas Wolfe in diesem Buch ein Gemälde der deutschen, aber auch der amerikanischen Kultur. Durch die Augen von Thomas Wolfe habe ich meine Heimat noch mal neu, aus einer völlig anderen Perspektive entdeckt und durch seine Liebe für Berlin, Goethe und den Schwarzwald ist in mir der Wunsch gewachsen selber noch mehr von Deutschland kennenzulernen. Es ist eine tolle Erfahrung zu lesen, wie ein Amerikaner Deutschland wahrgenommen hat, was ihn hier fasziniert hat. Thomas Wolfe hat auf seinen Reisen durch Deutschland den irischen Schriftsteller James Joyce getroffen, dessen Mammutwerk „Ulysses“ ich immer noch nicht gelesen habe, und schildert starrsinnige Menschen mit viel Herz und Gastfreundlichkeit – und darin finde ich mich ganz gut wieder. Es gibt so viel zu entdecken in diesen Texten, die zwischen 1926 bis 1936 entstanden sind. Bitte bitte lesen.

«I have the deepest and most genuine affection for Germany, where I have spent some of the happiest and most fruitful months of my life.» Thomas Wolfe

Violet * 
von Tracy Chevalier

Atlantik Verlag 

Eine für mich ungewöhnliche Szenerie ist das beschauliche England der 30er-Jahre, aber ich glaube in „Violet“ könnte mir dieses Bühnenbild gefallen. Der neue Roman von Tracy Chevalier, die auch „Das Mädchen mit den Perlenohrringen“ geschrieben hat, erzählt das Leben von Violet, die aus dem Haus ihrer Kindheit ausgezogen und durch den ersten Weltkrieg traumatisiert ist. Mit dem Loslösen von ihrer Mutter beginnt für Violet ein neues Leben. Die junge Frau erlernt die Kunst des Stickens, schließt Freundschaften zu ungewöhnlichen Frauen und zu einem Mann, der sie in das Geheimnis des Läutens der Kirchturmglocken einweiht. Sie alle helfen Violet dabei neuen Lebensmut zu fassen, die erschütternden Erlebnisse des Krieges hinter sich zu lassen und das alles in der Obhut der Kathedrale in Winchester.
Nachdem ich einige Rezensionen zu „Violet“ gelesen habe, bin ich mir sicher, dass ich in dem malerischen Roman wahre Schönheit entdecken werde. Nicht nur, weil die Kunst eines traditionellen Handwerks, dem Sticken, im Mittelpunkt der Handlung steht, sondern auch, weil „Violet“ vermittelt, dass Schönheit nichts mit Reichtum zutun hat. Wenn wir hinsehen, ein Auge für Kunstfertigkeit und Hingabe entwickeln, entdecken wir Schönheit auch da, wo man sie nicht vermutet. Der neue Roman von Tracy Chevalier wird für mich ein Ausflug in ein Genre, das mir bis jetzt neu ist. Ich freue mich darauf.

Redaktioneller Beitrag 
Freiwillige Markennennung 
Rezensionsexemplare sind mit * markiert 

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